Hüftgelenkdysplasie HD

Hüftgelenksdysplasie kommt nicht nur beim Hund vor, auch Pferde, Rinder, Katze und natürlich Menschen sind befallen. Anatomisch /pathologisch handelt es sich um eine erblich bedingte Fehlentwicklung des Hüftgelenks, wobei die Hüftgelenkspfanne und der Oberschenkelkopf nicht aufeinander abgestimmt sind. Die Fehlbildung kommt in unterschiedlichen Schweregraden vor. Es kann nur die Hüftgelenkspfanne oder der Oberschenkelkopf oder auch beide gemeinsam betroffen sein. Ein ein- oder beidseitiges Auftreten ist möglich. Die HD kommt hauptsächlich bei Hunden großer Rassen vor und entwickelt sich von der Geburt bis ca. 18 Monate.

 

Da der Gelenkschluß bei den betroffenen Tiere nicht vollständig ist, entwickeln sich im Laufe der Zeit zunehmend degenerative Gelenkveränderungen.

Erstmals beschrieben wurde die HD 1935 in den USA. Nach dem 2. Weltkrieg erlangte die Erkrankung auch in Deutschland zunehmende Bedeutung. 1965 führten der Verein für Deutsche Schäferhunde und der Rassezuchtverein für Hovawart-Hunde Gegenmaßnahmen ein, indem Hunde mit mittlerer und schwerer HD nicht mehr angekört wurden. Weitere Zuchtvereine folgten diesem Beispiel im Laufe der Jahre. 1966 wurde ein Beurteilungsschema entwickelt, das heute noch die Grundlage für die HD-Diagnose anhand von Röntgenbildern darstellt. Weiterhin wurde die Auswertung der Röntgenbilder an erfahrene Spezialisten übertragen, um eine einheitliche Auswertung zu gewährleisten.

Wie erwähnt erfolgt die Diagnose anhand eines Röntgenbildes. Bei den großen Hunderassen sollte diese Untersuchung mit 15-18 Monaten erfolgen, da man dann die Gewißheit hat, daß die großen Röhrenknochen ausgereift sind. Der Hund wird dazu kurzzeitig narkotisiert und auf dem Rücken liegend geröntgt.

Das Röntgenbild wird an die zentrale Auswertungsstelle geschickt und dort nach festen Kriterien beurteilt. Dabei kommt zwei Hauptkriterien besondere Bedeutung zu:

1. Der Geschlossenheit des Gelenks, soll heißen, Oberschenkelkopf und Beckenpfanne müssen optimal ineinander passen. Die Außenkontur des Oberschenkelkopfes soll vollständig parallel zur Kontur des der Pfanne verlaufen.

2. Der Winkel nach Norberg: Er ist ein objektiver Ausdruck der Tiefe der Beckenpfanne. Er soll 105 Grad oder  mehr betragen. Als zusätzliche Kriterien werden entzündliche Veränderungen am Gelenk und natürlich auch das Alter des Tieres berücksichtigt.

norberg2  schematische Darstellung : Winkel nach Norberg 

 

Gradeinteilung:

HD-Frei: Die Gelenkpfanne ist tief, Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind gleichförmig. Es gibt an beiden keine Auflagerungen, der Winkel nach Norberg beträgt mindestens 105°. Bei hervorragenden Hüftgelenken (frei- A1) umgreift ein Teil des Pfannenrandes den Oberschenkelkopf noch etwas weiter.

HD-Verdacht: Oberschenkelkopf oder Pfannendach sind geringfügig ungleichmäßig und der Winkel nach Norberg beträgt 105° oder mehr. Oder dieser beträgt weniger als 105° und Oberschenkelkopf und Pfannendach sind gleichförmig. Geringe Unschärfen am Pfannenrand können vorhanden sein

Leichte HD: Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind ungleichmäßig, der Norbergwinkel ist kleiner 100°. Geringe Unschärfen am Pfannenrand können vorhanden sein. Eventuell geringe Unschärfen oder geringe Anzeichen arthrotischer Veränderungen.

Mittlere HD: Deutliche Ungleichheit zwischen Oberschenkelkopf und der Gelenkpfanne mit Teilverrenkung. Norbergwinkel größer 90°. Abflachung des Pfannenrandes und/oder arthrotische Veränderungen.

Schwere HD: Auffällige Veränderungen an den Hüftgelenken, z.B. Ausrenkung oder Teilverrenkung. Norbergwinkel unter 90°, Deutliche Abflachung des Pfannenrandes. Pilzförmige, abgeflachte Verformung des Oberschenkelkopfes oder andere arthrotische Veränderungen.